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Datenrecorder...

...das hört sich ein bisschen nach "Flugschreiber" an, oder nach dem universellen Aufzeichnungs- und Analysegerät namens Tricorder aus Star Trek. Tatsächlich handelt es sich beim Datenrecorder des Sharp MZ-80A um einen stinknormalen Cassettenrecorder, der allerdings -- wie die von Commodore-Computern bekannte Datasette -- mit Binärdaten aus dem Computerinneren statt mit Audiosignalen gefüttert wird. Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass der Recorder ins Computergehäuse integriert ist -- ein Design, das sich sonst eher selten fand, etwa beim originalen Commodore PET (nicht mehr hingegen bei den Geräten der CBM 30xx-Serie).

Dreck weg

Wie schon die Hauptplatine (und überhaupt das ganze Gerät), so litt auch der Datenrecorder unter einer dicken Dreckschicht, die im Laufe der Jahrzehnte auf Elektronik und Mechanik des Cassettenteils sedimentiert war. Zudem erwies sich die bei Erhalt im Recorder eingelegte Original-BASIC-Cassette ("BASIC SA-5510") als nicht mehr lesbar, was ja auch an dem Schmutz hätte liegen können (tatsächlich aber an deren Leiern lag, wie späteres Anhören im Hifi-Cassettendeck zeigte).

Also ab in die Spülmaschine -- allerdings nach Demontage des Elektromotors, dessen Achslager und Spulenwicklungen ich eine feucht-warme Behandlung dann doch nicht zumuten wollte. Auch alle Antriebsriemen habe ich sicherheitshalber entfernt, da ich nicht wusste, wie sich die Eigenschaften des verwendeten Gummis unter Hitze- und Feuchtigkeitseinfluss möglicherweise ändern würden.

Groß war die Erleichterung, als der Recorder nach Trocknung und Zusammenbau wieder ordnungsgemäß anlief -- und groß war die Enttäuschung, als die BASIC-Cassette immer noch nicht lesbar war.

 

Sprich mit mir!

Oder noch besser mit meinem PC!

Es musste also ein Weg gefunden werden, ein BASIC-Image (z. B. von der BASIC-Bibliothek der Sharp-Fanseite www.sharpmz.org) vom PC zum Sharp zu übertragen. Ebenfalls auf sharpmz.org ist eine Interface-Schaltung beschrieben, mttels der verschiedene Sharp-MZ-Modelle über deren externe Cassetten-Buchse mit dem Parallel-Port eines PCs verbunden werden können. Nun hat der MZ-80A allerdings keinen externen Cassettenanschluss -- aber natürlich einen (im Service-Manual dokumentierten) Anschluss für den eingebauten Recorder. Mit ein wenig Herumexperimentieren war schnell eine Beschaltung gefunden, die es den mztape-Datentransfer-Programmen erlaubte, vom PC aus auf den internen Datenrecorder zuzugreifen. Sogar die SENSE-Leitung funktionierte, so dass die mztapte-Programme erkennen konnten, wann am Recorder eine Taste gedrückt wurde.

 

Hier noch das mit gschem erstellte Schaltbild (links die Verdrahtung innerhalb des Sharp, rechts das Anschlusskabel -- man sieht, eine dreipolige DIN-Buchse hätte es auch getan):

Einseitige Kommunikation

Und wieder musste ich mich in Frustrationstoleranz üben, denn eine von mzsave vom PC aus über den Datenrecorder auf Cassette geschriebene Kopie des SA-5510-BASICs ließ sich weder vom Sharp noch per mzload vom PC aus fehlerfrei einlesen. Das Problem lag möglicherweise an den Klicklauten, die beim Anhören der Cassette (was ungefähr so viel Spaß macht wie einem Analog-Modem bei der Arbeit zuzuhören) in ca. einsekündlichem Abständen zu vernehmen waren -- als ob irgend ein Interrupt des PCs bei dem heiklen Prozess des Casseteschreibens immer wieder dazwischenfunken würde. (Ob's wohl daran lag, dass ich keine der für mztape empfohlenen MS-DOS-Startdisketten mehr auftreiben konnte? Meine Versuche habe ich auf einem alten Windows-98-PC nach Start mit "nur Eingabeaufforderung" und auf meinem regulären Desktop-Rechner unter FreeDOS durchgeführt.)

Abhilfe schaffte ein anderer Weg -- nämlich der, das BASIC-Image per mzf2wav in eine Audio-Datei umzuwandeln und diese dann mittels eines normalen Hifi-Cassettendeck auf Cassette aufzunehmen. Und Voilà! gleich beim ersten Versuch ließ sich das SA-5510-BASIC laden und starten!

Damit war also ein Weg etabliert worden, Software für den Sharp bereitzustellen. Doch wie sah es mit dem Rückweg aus -- dem Überspielen von auf dem Sharp erstellten Programmen auf den PC? Weitere Experimente mit meinem Equipment ergaben, dass immerhin das Einlesen von vom Sharp selbst über den Datenrecorder gespeicherten (BASIC-)Programmen per mzload möglich war, sofern dies auf dem ollen (66 MHz!) Windows-98-PC geschah. Somit war letztlich doch eine bidirektionale Kommunkation möglich, die wir folgt zusammengefasst werden kann:

 

PC: mzf2wav --Audio-Tapedeck--> Cassette  --Datenrecorder--> Sharp: LOAD
PC: mzload <--Datenrecorder---  Cassette <--Datenrecorder--  Sharp: SAVE

Letzte Hürden

Trotz des oben geschilderten Erfolges schien das Datenrecorder-Projekt nicht gerade vom Glück verfolgt zu sein. Mehrmals ist mir versehentlich die hochgeklappte Gehäuseabdeckung heruntergekracht, was bei installiertem Datenrecorder schon einen ordentlichen Wums gibt. Besonders unschön war es, als dies bei zwar in die Führungsschienen eingestecktem, aber noch nicht festgeschraubtem Recorder-Teil geschah -- ein abgebrochener Rückstellknopf für das Bandzählwerk war die Folge. Mal sehen, wie lange der zur notdürftigen Reparatur verwendete Heißkleber durchhält...

Ebenfalls notdürftig erfolge die Reparatur des Feststellmechanismus' für (gedrückte) Steuertasten des Recorders, welcher nach einer anderen Deckelherunterkrachaktion unter dem Verlust einer winzigen Rückstellfeder litt -- siehe Foto links.