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Mein öffentlicher Kryptographie-Schlüssel


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Apfelkraft

Lassen Sie alte Kisten nicht unbeaufsichtigt!

Eines Tages beschlossen wir, unseren Hobby-Raum (Werkstatt und Lese/Arbeitszimmer im Obergeschoss), in dem auch mein kleines Computer-Museum untergebracht ist, aufzuräumen. Um die Kinder während der Umräumaktion bei Laune zu halten, schaltete ich ein paar der alten Schätzchen ein und ließ die Jungs ordentlich auf die Tasten hauen. Nach einiger Zeit verließen wir alle zusammen den Raum, wobei die Computer eingeschaltet blieben.

Als ich nach einer Weile in den Hobbyraum zurückkehrte, fiel mir sofort ein sehr unangenehmer Gestank auf, der gemeinhin mit "brennenden Chemikalien" assoziiert wird. (OK, als Biochemiker weiß ich natürlich, dass praktisch alles Materielle, das uns umgibt, dem Reich der Chemie zugehören und dass es auch Chemikalien gibt, die absolut geruchlos verbrennen...) Rasch konnte ich dn guten, alten Apple II Europlus als Quelle des Miefs ausmachen. Sofort betätigte ich den "Not-Aus"-Schalter an der Steckdosenleiste, um das Gerät samt Peripherie vom Strom zu Trennen, und riss alle Fenster auf. (Richtige Fenster, keine grafischen!)

Das Problem lag ganz offensichtlich innerhalb des Netzteils des Apples. Allerdings erwies es sich als überraschend schwierig zu öffnen, nachdem es sich relativ leicht aus dem Computergehäuse entnehmen ließ -- ich musste schließlich ein paar Nieten aufbohren, bevor ich sein Metallgehäuse auseinandernehmen konnte.

Um das Netzteil weiter auseinandern nehmen zu können, mussten nun nur noch ein paar Schrauben gelöst werden. Und nach einiger (langer) Zeit gelang es mir sogar, die Zugentlastung der Kabelverbindung zu herauszulösen. Die Identifikation des Übeltäters hingegen gelang recht rasch -- ein kaputter Kondensator (laut Schaltplan der Entstör-Kondensator C1) hatte offenbar eine unschöne Flüssigkeit auf die Platine gespien. (Ästhetisch gesehen war der kaputte Geselle deutlich weniger attraktiv als der explodierte Kondensator, den ich einst im Netzteil eines Sharp MZ-80A fand...)

Die Netzteil-Platine bedurfte offensichtlich eines neuen Kondensators und konnte auch eine Reinigung gebrauchen. Da ich nun schon mal dabei war, beschloss ich kurzerhand, den gesamten Apple einmal durch die Geschirrspülmaschine zu schicken. Wie damals bei dem dreckigen alten Sharp fuhr ich ein Reinigungskurzprogram niedriger Temperatur und gabe ein paar wenige (!) Tropfen Geschirrspülmittel dazu statt Geschirrspülpulver.

Nach 3 Tagen auf der Heizung wagte ich mich an den Wiederzusammenbau des Geräts -- natürlich nicht, ohne zuvor einen neuen Ersatzkondensator auf die Netzteil-Platine zu löten. Als ich mich schließlich nach dem Einschaltknopf reckte, begann ich zu schwitzen und spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte, aber -- tataa! -- alles lief gut, und jetzt ist der Apple wieder voll einsatzbereit!


Achtung!

Wie ich dank freundlicher Hinweise aus dem Classic-Computing- und dem Vintage Computer Forum erfahren musste, hatte ich ursprünglich einen unpassenden Ersatz-Kondensator verwendet. Dieser war zwar mit seiner himbeerroten Farbe deutlich hübscher als das nunmher verbaute korrekte Exemplar, aber nicht X2-konform. Und das ist an so einer Stelle im Netzteil wohl dringend angeraten.